Die Männerspielgemeinschaft der Stammvereine TV 1892 Großen-Linden, TSV 06 Lützellinden und TSV 1889 Klein-Linden besteht seit 2005 und feiert das Jubiläum dieses Zusammenschlusses nach zehn erfolgreichen Jahren. Alle drei beteiligten Handballabteilungen hatten eine lange Tradition mit vielen Erfolgen in der Vergangenheit, so dass der Verzicht auf den ursprünglichen Vereinsnamen damals allen Beteiligten doch recht schwer fiel. Der TV Lützellinden stand für große Erfolge im Frauenhandball, aber auch die Männer spielten jahrelang eine sehr gute Rolle in der Regionalliga und schnupperten sogar am Aufstieg in die 2. Bundesliga. Auch der TV Großen-Linden hatte während der Neunzigerjahre großen Stellenwert in der mittelhessischen Handballszene. Die Oberliga-Mannschaft der Männer klopfte sogar an die Tür der Regionalliga.
Zu Beginn des zweiten Jahrtausends zeigte sich aber schon deutlich, dass „ruhmreiche“ Vergangenheit für die Zukunft wenig hilfreich war und ist.
In Lützellinden brach der Frauenhandball völlig zusammen, und auch die Regionalliga-Mannschaft der Männer löste sich komplett auf. Man musste sogar wieder im untersten Leistungsbereich (A-Klasse) beginnen.
2005 fanden sich beide Traditionsvereine in der Bezirksoberliga wieder, beide mit Schwierigkeiten, allein spielfähige Mannschaften zu stellen. Der TV Lützellinden stand vor der Insolvenz, es folgte die Liquidation des TVL und die Turbulenzen endeten schließlich mit der neuen Vereins-Bezeichnung TSV 2006 Lützellinden.
Da auch in Großen-Linden Mangel an geeigneten Spielern für leistungsstärkere Spielklassen herrschte, schien die Situation günstig, um Verhandlungen um einen Zusammenschluss zu einer Spielgemeinschaft in Gang zu setzen.
So war der Boden bereitet für eine „Zweckgemeinschaft“, die sich nun unter der besonnenen Leitung der Vorstände entwickelte. Monatelang gab es eine Vielzahl von Sitzungen und Verhandlungen über die Ausgliederung der Handballabteilungen aus den jeweiligen Stammvereinen. Die Gründungsbesprechungen, die schließlich zur MSG führten, verliefen in einer ausgesprochen positiven Atmosphäre. Besonders angenehm war, dass die wenigen strittigen Punkte im Vertragsentwurf in sachlicher Weise ausgeräumt werden konnten und dass im Vordergrund nicht Skepsis und Kritik, sondern Verständnis und Vertrauen standen. Alle Beteiligten waren sich darüber einig, dass vor allem im ersten Jahr aus beiden Vereinen ein Vorschuss an persönlichem Engagement und gegenseitiger Akzeptanz zu leisten war, damit die Vision Wirklichkeit werden konnte. Dabei wurde schon bald klar, dass eigentlich ein „Zurück“ gar nicht mehr möglich war und dass der Zusammenschluss in jeder Hinsicht unumkehrbar sein würde.
Günstige Voraussetzungen für eine Spielgemeinschaft
Es gab ja auch genügend Argumente, warum die neue Männerspielgemeinschaft die Lösung der bestehenden Probleme bedeutete: Die drei Ortschaften liegen im Umkreis von etwa 3 Kilometern räumlich eng beieinander. Jeder Verein hat zumindest eine für Hallenhandball geeignete Spielhalle, so dass weder bei Trainingszeiten noch bei Spielterminen Probleme entstehen konnten. Der Zusammenschluss der „Erstmannschaftsspieler“ beider Vereine würde zu einer deutlichen Leistungssteigerung führen und auch die finanziellen Möglichkeiten verbessern. Natürlich erhoffte man sich auch eine Bündelung bei der Gewinnung von Zuschauern sowohl in der Stadthalle Linden als auch in der Sporthalle Lützellinden.
2006 kam es folgerichtig - als logische Ergänzung zum Zusammenschluss im Aktivenbereich - zur Bildung der männlichen Jugend-Spielgemeinschaft mit Großen-Linden, Lützellinden und Klein-Linden. Die neue mJSG sollte ein solides Fundament bilden für die Nachwuchsarbeit aus eigenen Ressourcen.
2007 stieß schließlich auch der TSV Klein-Linden zur MSG, so dass die heutige Spielgemeinschaft komplett wurde.
Die von Optimisten erwarteten schnellen Erfolge stellten sich nicht sofort ein, aber unter Trainer Dirk Langsdorf gelang immerhin 2008 nach dreijähriger Arbeit wieder der Aufstieg in die Landesliga. 2010 musste die MSG wieder absteigen, 2011 Wiederaufstieg, und seitdem ist die erhoffte Konsolidierung in der Handball-Landesliga endlich eingetreten. So wurden in den beiden vergangenen Jahren sogar Plätze in der Nähe der Aufstiegsränge in die Oberliga belegt. Die MSG Linden hat sich über die Jahre hinweg einen sehr ordentlichen Stellenwert in der mittelhessischen Region erarbeitet, den es Jahr für Jahr wieder zu verteidigen gilt. Dazu gehören natürlich auch die finanziellen Voraussetzungen, ohne die Leistungssport heutzutage nicht existieren kann. So führt die Spielgemeinschaft das Projekt „Handballturnier um den Linden-Cup“ weiterhin durch, das schon 1992 vom TV Großen-Linden gestartet wurde. 2016 steht das 25jährige Jubiläum für diese Erfolgsgeschichte an. Auch das sehr professionell gestaltete Saisonmagazin hilft finanziell weiter. Eigeninitiative ist auch in der MSG Linden jederzeit gefordert, denn die finanziellen Beiträge der Stammvereine reichen natürlich für einen geordneten Spielbetrieb über das Jahr hinweg nicht aus.
Größtes Kapital für die Zukunft ist und bleibt die männliche Jugendspielgemeinschaft mJSG Linden. Bei den drei Stammvereinen bestehen jeweils große Mini-Gruppen, so dass es entsprechenden Zulauf anschließend bei der E-Jugend gibt. Auch die übrigen Jugendmannschaften bis zur A-Jugend sind gut besetzt und werden von erfahrenen Übungsleitern trainiert.. Eins ist aber heutzutage nicht mehr gegeben, nämlich dass z. B. die mJSG Linden eine Hessenmeisterschaft erreichen kann. Hochtalentierte Jugendliche verlassen leider ab der C-Jugend ihren Heimatverein und wechseln zum TV Hüttenberg oder zur HSG Wetzlar, um dort eine entsprechende handballerische Ausbildung zu erfahren. Im günstigsten Fall kehren sie nach der A-Jugend wieder als gut ausgebildete Spieler zu ihrem Heimatverein zurück und setzen dort ihre Karriere fort.
Ulrich Lepper, 9. 8. 2015